Basteltipp: Innenausstattung von Gebäuden

Innenausstattung, was soll das denn ? Wer der Meinung ist „in ein Gebäude gehören außer Kleberreste und einer Lampe nichts hinein", kann diesen Basteltipp getrost vergessen. Für die Leser jedoch, die sich für filigranen Modellbau bis ins kleinste Detail interessieren, gibt es hier Lesestoff.

 

Haltepunkt Alt Lanckenau
Haltepunkt Alt Lanckenau

Wand- und Bodenbeläge

 

Um die Innenwände wohnlich wirken zu lassen, ist es erforderlich Wand- und Bodenbeläge anzubringen. Durch die verwendeten Farben hat man gleichzeitig noch einen Einfluss auf die spätere Wirkung der Beleuchtung. In einem grünen Raum macht eine weiße oder gelbe LED ein ganz anderes Licht als in einem roten.

Um die kahlen Kunststoffplatten zu gestalten, braucht man keine echten Tapeten, Fliesen oder Holzdielen sondern lediglich Texturen dieser Materialien. Zu finden sind diese kleinen Bildausschnitte z.B. durch die Bildsuchfunktion von Google. Wenn das passende Material gefunden ist, wird das Bild zuerst mit einem Grafikprogramm durch maßstäbliches Skalieren auf die richtige Größe gebracht. Dabei gilt es, die Originalgröße gut abzuschätzen oder passende Originalmaße zur Hand zu haben. Um die spätere Wand- oder Bodenfläche komplett zu bedecken, muss nun eine größenmäßig entsprechende Blanko-Vorlage erstellt werden. Sofern die Grundlagen geschaffen sind, kann mit der Füllung des Wand- / Bodenausschnitts mit Hilfe des vorbereiteten Teilstückes begonnen werden. Dazu wird dieses immer wieder nach vorherigen drehen, spiegeln und bearbeiten aneinander gereiht, so dass eine homogene aber natürlich wirkende Fläche entsteht. Wenn die Flächenfüllung erreicht ist, kann das Ergebnis einfach auf normales Druckerpapier ausgedruckt und nach dem Zuschnitt an die Wand oder auf den Boden gebracht werden.

 

schematischer Bau von Wand- und Bodenbelägen
schematischer Bau von Wand- und Bodenbelägen

 

Um eine authentische Wirkung zu erzielen, ist eine Alterung sehr sinnvoll. In meinem Beispiel bekamen die Bodenbeläge einen mehrmaligen Überzug sehr dünner Farbe (helles Grau). Dadurch wirken die Strukturen nicht mehr so künstlich und die Farben nicht so grell.

 

Türenbau

 

Um eine Zimmertür darzustellen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder die Tür wird nur angedeutet und damit direkt auf die Tapete gedruckt bzw. als gedruckte Version nach dem Tapezieren aufgeklebt oder man baut eine „echte“ Tür und setzt diese in eine vorgesehene Türöffnung im geöffneten oder geschlossenen Zustand ein. In meiner Beschreibung beziehe ich mich auf die Darstellung von Rahmen- oder Füllungstüren, flächige (glatte) Türblätter können jedoch auf ähnliche Art und Weise erstellt werden.

Eine gedruckte Tür (Version 1) ist recht einfach. Die Vorlage wird dabei einfach nur entsprechend skaliert, ausgedruckt und zurechtgeschnitten. Bevor man diese jedoch verbaut, sollte unbedingt die Zarge nachgebildet werden. Dies geschieht, indem man aus einer zweiten Türvorlage nur den äußere Rahmen ausschneidet und diesen auf die erste komplette Tür klebt. Sofern die Türimitate vorbereitet sind, können diese an der Wand mittels Kleber fixiert werden.

 

Bastelvorlage Türen
Vorlage Türen.pdf
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Eine „echte" Tür (Version 2) ist ein wenig aufwendiger, aber auch für den ungeübten Bastler machbar. Als Türblatt verwende ich ein passendes Stück 0,3 mm Polystyrol. Als Muster für die Rahmenbauweise dient die Vorlage der gedruckten Version. Zuerst sollte man sich von der Breite her passende Papierstreifen (max. 1 mm) zurechtschneiden. Diese werden nun von beiden Seiten auf den Polystyrolrohling geklebt, um so die Optik der Füllungstür nachzuahmen. Anschließend kann die vorbereitete Türöffnung mit einer Zarge aus 0,3 mm Polystyrolstreifen versehen werden. Die Streifen befinden sich dabei lediglich auf den Wandflächen, auf die mittlere Füllung kann bei einer sauberen Verarbeitung verzichtet werden, nach der farblichen Behandlung ist davon praktisch nichts mehr zu erkennen. Nachdem auch das Türblatt seine Farbe bekommen hat, kann dieses einfach in die vorbereitete Zarge geöffnet oder geschlossen eingeklebt werden.

 

schematischer Bau von Türen
schematischer Bau von Türen

 

Für den Fall, dass einmal eine Türöffnung vergessen wurde, kann auf Version eins zurückgegriffen werden oder man nutzt eine Kombination aus beiden Varianten (Version 3). Türvorlage drucken, Zarge auf der Vorderseite mittels 0,3 mm Polystyrolstreifen und Rahmenbauweise mittels Papierstreifen nachbilden, Rohling farblich behandeln und an die Wand bringen.

 

Wohnbereich der Schmiede
Wohnbereich der Schmiede

 

Jede Tür braucht natürlich eine Türklinke. Wenn es ganz genau und sehr filigran werden soll, kann man sich diese z.B. ätzen lassen. Wenn es etwas robuster sein kann, reicht aber auch eine Version aus etwas festerem Papier / Karton oder einem zurecht gebogenen Drahtabschnitt. Aber Achtung, ohne Lupe sind diese Teile auf der Arbeitsfläche ganz schnell unauffindbar !

 

Fensterbau

 

Für den Bau von Fenstern gibt es heutzutage natürlich die Möglichkeiten feinster Fertigung in Laser- ober Ätztechnik. Außerdem hält auch der Zubehörhandel einige Rohlinge bereit, die in Selbstbaugebäuden eingesetzt werden können. Mein Favorit ist jedoch auch an dieser Stelle der Selbstbau aus einfachen Materialien.

 

Sprossenfenster:

 

Bei allen Fenstern steht an erster Stelle die Zeichnung. Entweder vor dem eigentlichen Gebäudebau, was dann aber einen passgenauen Zuschnitt der Fensteröffnung voraussetzt oder gezielt im Nachherein. Um eine authentische Optik zu erhalten, ist es wichtig, die Rahmen und Sprossen so filigran wie möglich zu gestalten. In diesem Beispiel haben die Rahmen eine Breite von 0,75 mm (1:1 = 90 mm) und die Sprossen von 0,50 mm (1:1 = 60 mm). Um die dreidimensionale Wirkung zu erhöhen, wurde der Rahmen mittels 0,50 mm breiten Streifen noch einmal verstärkt. Als Material für die Fenster kam 160 g/m² Druckerpapier zum Einsatz.

Fenster im Wohnbereich der Schmiede (Außenseite)
Fenster im Wohnbereich der Schmiede (Außenseite)
Fenster im Wohnbereich der Schmiede (Innenseite)
Fenster im Wohnbereich der Schmiede (Innenseite)

Zuerst wird die Zeichnung ausgedruckt und mit einem Skalpell das Fenster an sich sowie alle Scheibenbereiche ausgeschnitten. Der Rahmen wird anschließend mit einem 0,50 mm breiten Papierstreifen verstärkt, so dass die Optik eines äußeren Rahmens entsteht. Nachdem der Rohling coloriert ist, kann dieser dann auf eine passgerechte Acrylglasscheibe geklebt werden. Um das Befestigen in der Fensteröffnung zu erleichtern und die Öffnung lichttechnisch besser abzudichten wird nun ein innerer Rahmen verbaut. Dieser besteht aus ca. 1 mm breiten Streifen festen Papiers. Damit erhält man an der Wand und in Richtung Fenster eine Auflagefläche von 0,50 mm, was zum befestigen reichen sollte. Nachdem alles durchgetrocknet ist, kann das Fenster in die so vorbereitete Öffnung eingesetzt werden.

 

Gitterfenster:

 

Den Anfang macht auch hier die Maßzeichnung. Dieses Mal wird danach jedoch nur das Feld der späteren Glasfüllung ausgeschnitten. Die äußere Rahmenkante bleibt noch fest mit dem Blatt verbunden, um eine höhere Stabilität zu gewährleisten. Auf dem Rahmen wird nun die Lage der späteren Sprossen gekennzeichnet. Als Sprossenmaterial kommt 0,10 mm Kupferlackdraht zum Einsatz. Dieser wird passend zugeschnitten und erst einmal nur auf der einen Rahmenseite mit Ponal oder Sekundenkleber befestigt. Wenn die Klebestelle eine ausreichende Festigkeit besitzen kann der Draht vorsichtig gespannt und auf der anderen Rahmenseite befestigt werden. Sofern alles gut durchgetrocknet ist, können die Drahtenden mit einem Skalpell ab- und der 0,75 mm breite Rahmen ausgeschnitten werden. Um dem Fenster von beiden Seiten einen ordentlichen Abschluss zu geben, kommt jetzt noch einmal ein zugeschnittener Rahmen auf die Drahtseite. Nachdem alles coloriert ist, kann das Fenster auf eine passende Acrylglasscheibe aufgeklebt und im Gebäude verbaut werden.

 

Fenster im Bereich der Schmiede
Fenster im Bereich der Schmiede

 

Eine sichere Möglichkeit für die Befestigung in der Fensteröffnung habe ich bereits bei den Sprossenfenstern beschrieben. Sofern keine Beleuchtung vorhanden ist, kann ein passgenaues Fenster aber auch sofort in die Öffnung geklebt werden.

 

Bastelvorlage Fenster
Vorlage Fenster.pdf
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Möbel / Gebrauchsgegenstände

 

Wenn man schon einmal dabei ist, die Wände und Böden zu gestalten, sollten auch Möbel und Gebrauchsgegenstände Einzug in das Gebäude halten. Hierfür gibt es mal wieder mehrere Möglichkeiten.

Die erste und an dieser Stelle nur kurz erklärte Möglichkeit ist der Bau selbst entworfener Papiermodelle. Dabei wird am Rechner ein Möbelstück bzw. ein Gegenstand in seinen Seitenansichten gezeichnet, ausgedruckt, ausgeschnitten, zusammengesetzt und ggf. coloriert. Mehr Details und einige kostenlose Bastelbögen als Download, sind in den Bereichen Basteltipp / Papiermodelle und Downloadbereich / Papiermodelle zu finden.

Die zweite Möglichkeit ist der Bau aus Kunststoff. Da es sich hierbei meist um sehr kleine Objekte handelt, finden auf diese Art und Weise die Reststücke der Gebäudebauten noch eine Verwendung. Es gibt kein Patentrezept, wie ein Möbelstück entstehen muss. Der Fantasie sind dabei, ganz im Gegenteil zur handwerklichen Umsetzbarkeit, keine Grenzen gesetzt. Bei der eigentlichen Fertigung gehe ich sehr ähnlich wie bei den Papiermodellen vor, mit dem Unterschied, dass bei dieser Bauweise keine maßstäbliche Zeichnung existiert, sondern mit oder ohne Vorlage die zugeschnittenen Polystyrol-, Forex- oder Papierstücke in unterschiedlichen Stärken zusammengesetzt werden. Dabei sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass der Aufbau aus mehreren Schichten besteht, um die dreidimensionale Wirkung noch einmal zu verstärken. Alle Objekte, die wie beschrieben entstanden sind, müssen im Gegensatz zu den am Rechner entworfenen Papiermodellen, nach der Fertigstellung coloriert und ggf. gealtert werden.

 

Zur Veranschaulichung habe ich an dieser Stelle ein paar Bilder meiner Innenausstattungen zusammengestellt.

 

 

Alle Ausgestaltungselemente sind im Selbstbau wie oben beschrieben entstanden. Es wurden keine käuflichen Elemente der Zubehörhersteller verwendet.

 

 

weitere Themen werden folgen .....