Basteltipp: Treppenbau individuell
Wenn das Gelände einer Modellbahn nicht gerade das totale Flachland darstellen soll, braucht man unbedingt unterschiedliche Ebenen, die das Ganze später wesentlich interessanter wirken lassen. Um es den Preisern zu ermöglichen, die Höhenunterschiede zu überwinden, müssen dann natürlich auch etliche Treppen vorhanden sein. Es besteht selbstverständlich die Möglichkeit, auf Materialien aus dem Modellbahnzubehör zurückzugreifen. In diesem Fall ist man jedoch an eine vorgeplante Geometrie gebunden und die Vielfältigkeit, wie sie beim Vorbild vorhanden ist, kann nicht nachgebildet werden. Ich favorisiere daher den individuellen Selbstbau nach eigenen Vorgaben und Ideen.
Zuerst muss die Art der Treppe festgelegt werden. Eine provisorische und wenig genutzte Treppe am Bahndamm kann natürlich wesentlich primitiver ausgeführt werden, als eine stark frequenzierte und öffentliche Treppe am Empfangsgebäude.
Aus diesem Grunde unterteile ich dieses Thema in drei Bereiche:
- provisorische Treppen
- einfache Treppen
- besondere Treppen
Provisorische Treppen
Dabei handelt es sich um rustikale Ab- und Aufstiegsmöglichkeiten, die keinerlei Besonderheiten aufweisen, sondern nur Zweckbauten darstellen. Zu finden sind diese Art von Treppen vor allem überall dort, wo einfache Möglichkeiten zur Überwindung von Höhenunterschieden gebraucht werden wie z.B. am Bahndamm.
Passendes Baumaterial findet sich hierfür meistens in der Bastelkiste. Bei mir werden die Treppen aus Polystyrol-, Holz-Resten oder sogar aus Streichhölzern gebaut. Dabei kommt in den meisten Fällen eine Materialstärke von 2 mm zum Einsatz. Bei meinem Maßstab von 1:120 macht das eine Stufenhöhe (Steigung) von 24 cm, was normalerweise für eine Treppe zu hoch ist. Da in den meisten Fällen aber die Darstellung von alten Bohlen oder Schwellen gewollt ist, kann die Optik ruhig etwas urig wirken.
Um die Treppe zu bauen, werden einfach entsprechend der gewünschten Treppenbreite Teilstücke vom Grundmaterial abgetrennt. Die Materialabmessung bestimmt dabei gleich die zukünftige Stufentiefe (Auftritt) der Treppe. Nun werden die vorbereiteten Abschnitte einfach auf einem glatten Grundträger zusammengesetzt und mit Ponal verklebt. Ein Aufbau direkt im Gelände ist natürlich auch möglich. Nach der anschließenden Colorierung ist die Treppe einsatzbereit.
Einfache Treppen
Hierbei handelt es sich um gut begehbare Ab- und Aufstiegsmöglichkeiten, die keine optischen und funktionalen Besonderheiten aufweisen müssen. Zu finden sind diese Treppen an vielen Stellen in Ortschaften oder in Bahnbereichen, wo Höhenunterschiede überwunden werden müssen.
Passendes Baumaterial (Polystyrol, Hölzchen) findet sich wieder oft in der Bastelkiste. Bei der Auswahl des Grundmaterials sollte dieses Mal jedoch die Steigung und der Auftritt Beachtung finden. Wenn es sich um eine gut begehbare Treppe handeln soll, sollte die Steigung umgerechnet in 1:1 ca. 17 cm und der Auftritt ca. 29 cm betragen.
Um die Treppe zu bauen, werden wieder entsprechende Abschnitte vom Grundmaterial abgetrennt. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Tiefe der Treppenstufen ruhig ein wenig großzügiger bemessen sind, damit diese beim Zusammenbau etwas überlappend angebracht werden können. Das Setzen der Stufen wird durch eine Vorlage aus Pappe oder Kork, die das Grundgerüst der Teppe darstellt, erheblich erleichtert. Als Kleber für alle Materialien hat sich bei mir Ponal bestens bewährt. Um die Stufen etwas älter wirken zu lassen, sollten diese nach dem Aushärten des Klebers mittels Schleifpapier noch bearbeitet werden, so dass die Trittbereiche kleine Abnutzungsspuren wie z.B. Vertiefungen oder Schadstellen aufweisen. Nach der anschließenden Colorierung kann die Treppe dann an Ort und Stelle verbaut werden.
Besondere Treppen
Hier handelt es sich um gut begehbare Ab- und Aufstiegsmöglichkeiten, die sowohl optische wie auch technische Besonderheiten aufweisen können. Zu finden sind diese Treppen an diversen Stellen in Ortschaften sowie an vielen Gebäuden, wo neben der eigentlichen Eigenschaft einer Treppe auch die Optik und die Funktionalität eine Rolle spielt.
Um die Treppen zu bauen, sollten unterschiedlich starke Polystyrolplatten Verwendung finden. Dadurch wird der Nachbau entsprechend der optimalen Begehbarkeit, bezüglich Steigung und Auftritt, erheblich erleichtert. Bei mir besteht eine Stufe immer aus der Grundschicht, gefertigt aus einer dickeren Platte, und einer Deckschicht, gefertigt aus einer dünnere Platte. Diese werden entsprechend der Stufenbreite zugeschnitten. Wenn bei den Stufen ein kleiner vorderer Überhang dargestellt werden soll, ist darauf zu achten, dass bei den einzelnen Stufen die Tiefe der Deckschicht immer etwas größer als die der Grundschicht ausfallen muss.
Im Gegensatz zu den vorher beschriebenen Treppen errechne ich hier für jede Stufe die Gesamttiefe von der Grundkante aus, so dass zum Schluß ein wirklich massiver Treppenblock entsteht. Dieser kann nach Glättung und anschließender Colorierung bereits in das Gelände eingepasst oder an das Gebäude angesetzt werden. Auch bei diesen Treppen sollte jedoch vorher unbedingt die Alterung durch Nachahmung von Abnutzungsspuren nicht vergessen werden. Durch die massive Bauart ist es aber auch möglich, in die Treppe ggf. noch Besonderheiten wie z.B. integrierte Fußabtreter oder Kinderwagenrollbahnen einzuarbeiten.
Für einen Fußabtreter wird einfach in die oberste Stufe eine entsprechende Aussparung in der Deckschicht frei gelassen. In dieser Aussparung wird später durch Einkleben von feinen Polystyrolstreifen das Gitterrost des Fußabtreters nachgebildet. Für die Kinderwagenrollbahnen werden in den fertigen Treppenblock mittels Feile entsprechende Rillen eingearbeitet. Diese sollten so tief sein, dass der Untergrund wirklich wieder glatt ist und keinerlei Treppenstruktur mehr aufweist. Anschließend werden die Rillen mit passenden Polystyrolprofilen, die diese komplett ausfüllen, wieder geschlossen. Durch diese Verfahrensweise entfällt bei den Stufen die nachträgliche Bearbeitung mittels Spachtel oder Ähnlichem. Nach der Colorierung entsteht so automatisch die Optik einer massiv betonierten Bahn. Wenn die Treppe die gewünschte Form und Farbe besitzt, kann diese verbaut werden.
Die Colorierung
Egal welche Treppe gebaut wurde, ist für die letztendliche Optik die Colorierung entscheidend.
Zuerst bekommt die Treppen ihren Grundton wie z.B. Braun für Nachbildung alter Holzschwellen oder Grau für die Nachbildung von Beton. Nach der Trocknung wird der einheitliche Grundton durch tupfenden Auftrag sehr ähnlicher Farbtöne gebrochen. Dabei werden die Ecken und Kanten eher etwas dunkler und die Gangbereiche eher etwas heller betont. Nachdem die Färbung dann gefällt, ist zwecks Alterung noch einmal ein Überzug mittels Dreckbrühe (Farbe, viel Wasser, Spüli) sehr sinnvoll. Zur Betonung von bewussten Verschmutzungen kommen bei mir auch Pulverfarben und / oder Sande in unterschiedlichen Farbtönen zum Einsatz. Ganz zum Schluß werden an den Kanten noch ein paar Lichter (granieren) gesetzt und fertig ist die vorbildgerechte Treppe.